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Hallo, ich heiße Oliver und bin ein Language Specialist für das Gengo-Sprachenpaar EN-DE. Ich möchte über die nächsten Monate in lockerer Folge auf Dinge eingehen, die mir bei GoCheck-Überprüfungen auffallen. Ich hoffe, damit Anregungen und Hilfestellungen bieten zu können.

Die bisherigen Artikel in dieser Reihe:

Teil 1 – Einige grundsätzliche Aspekte des Übersetzens

Teil 2 – Kleinigkeiten mit großer Wirkung

Teil 3 – Die Suche nach dem Sinn

Teil 4 – Von Punkten und Strichen

Teil 5 – Ungleiche Geschwister

Dieser sechste Beitrag nun befasst sich mit einigen der Probleme, die fachsprachliche Begriffe mit sich bringen können.

Fachsprache ist eine janusköpfige Angelegenheit. Für den mit der Materie vertrauten Experten ist sie das selbstverständliche Mittel, um Fachkollegen relevante Sachverhalte effizient, präzise und eindeutig zu kommunizieren. Doch auf den Außenstehenden kann sie wie eine arkane Geheimsprache wirken, eine unüberwindliche Mauer aus unverständlichen Formulierungen. Das liegt einfach in der Natur der Sache. Und im Normalfall ergeben sich daraus auch keine schwerwiegenden Folgen, da die Sphäre einer Fachsprache meist auf die jeweiligen Akteure begrenzt ist. Natürlich gibt es Ausnahmen. Wer schon einmal einem Handwerker assistieren sollte und dann nur mit blanker Hilflosigkeit auf seine ungeduldige Anweisung reagieren konnte, ihm ganz schnell die die halbzöllige Ratsche oder den Linksausdreher aus dem Werkzeugkasten zu reichen, weiß das aus eigener Erfahrung. Und gelegentlich vergessen ja auch Ingenieure, die Gebrauchsanleitungen verfassen, dass die Endkunden nicht unbedingt über dasselbe Spezialwissen wie sie selbst verfügen.

Für Übersetzer, die selber nicht zum Kreis der Experten für ein bestimmtes Fachgebiet gehören, kann Fachsprache eine frustrierende Herausforderung ersten Ranges darstellen. Zu unserem Glück ist Gengo nicht vorgesehen für hochspezialisierte Texte, so dass uns die wirklich schweren Prüfungen weitgehend erspart bleiben. Aber eine fachsprachefreie Zone kann und soll Gengo nicht sein. Und wenn Fachbegriffe in Übersetzungen erscheinen, erfordern sie natürlich besondere Aufmerksamkeit. Ansonsten muss man mit Resultaten wie diesem rechnen:

EN-Ausgangstext: Remove the shower head from the coffee maker.
DE-Übersetzung: Entfernen Sie den Duschkopf von der Kaffeemaschine.
Korrektur: Entfernen Sie den Spülkopf von der Kaffeemaschine.

Ein "shower head" kann in der Tat ein "Duschkopf" sein – allerdings nur im Badezimmer. Der Übersetzer hat sich für diese gängigste und naheliegendste Übersetzung des Begriffs entschieden, ohne in Betracht zu ziehen, dass sie im Kontext der Kaffeezubereitung klar unpassend klingt und dieser Fachausdruck deswegen vermutlich eine andere Übersetzung erfordert. Kurze Recherche hätte zum korrekten Wort geführt.

Ein Duschkopf in einer Kaffeemaschine mag noch eher amüsant sein, doch kurzerhand das naheliegend Scheinende zu wählen, wenn fachspezifische Begriffe im Spiel sind, kann auch echte Auswirkungen auf den Inhalt haben:

EN-Ausgangstext: The vehicle just needs a tune-up at the diesel pump to restart.
DE-Übersetzung: Das Fahrzeug braucht nur ein Tuning an der Dieseltankstelle, um wieder zu starten.
Korrektur: Das Fahrzeug braucht nur eine Einstellung der Dieselpumpe, um wieder zu starten.

Hier sind gleich zwei Dinge schiefgegangen. Das "tune-up" wurde vom Übersetzer mit "Tuning" gleichgesetzt, was im Deutschen leistungssteigernde Modifikationen des Motors und auch ästhetische Veränderungen am Aussehen des Fahrzeugs beschreibt. Nur ist dies hier definitiv nicht gemeint, wie die Verbindung zur "diesel pump" zeigt. Der Übersetzer glaubte darin eine Dieselzapfsäule zu erkennen – allerdings werden dort normalerweise keine ambitionierten Bastelarbeiten an Motor und Karosserie vorgenommen. Tatsächlich geht es um die Kraftstoffpumpe des Dieselmotors, die justiert werden muss. Im Grunde hat der Übersetzer hier auf Grundlage von Begriffen, die ihm vertraut waren, einfach nur geraten und hat dadurch den Satz inhaltlich in eine irrige Richtung gelenkt, so dass der Leser falsche Informationen erhält. Diese Fehlinterpretation hätte sich leicht vermeiden lassen.

Der nachlässige Umgang mit Fachbegriffen kann Folgen haben, die von milder Verwirrung auf Seiten des Lesers bis hin zu grotesker Nutzlosigkeit reichen, wie dieses Beispiel aus einer Autobeschreibung zeigt:

EN-Ausgangstext: Colour: Brand Rot
DE-Übersetzung: Farbe: Marke Fäule
Korrektur: Farbe: Brandrot

Was ist hier geschehen? Die Antwort ist ganz einfach: Im englischen Ausgangstext war die originale deutsche Farbbezeichnung des Autos eines deutschen Herstellers wiedergegeben worden (mit einem irrtümlich eingefügten Leerzeichen). Der Übersetzer hat offenbar den gesamten Text zunächst einmal einer Maschinenübersetzung unterzogen, um sich die Arbeit zu erleichtern. Und die Software interpretierte "Brand" und "Rot" als englische Wörter. Der Übersetzer hat sich anschließend nicht die Mühe gemacht, das Resultat auf Sinnhaftigkeit hin zu überprüfen und dem Fahrzeug den absurden Farbton "Marke Fäule" zugeschrieben. Dass ein solches Vorgehen nicht nur für die korrekte Übersetzung von Fachbegriffen absolut ungeeignet ist, sondern grundsätzlich geradezu ein Rezept für qualitativ inakzeptable Ergebnisse darstellt, muss ich sicher nicht ausführlich begründen.

Wenn man also in einem Text an einem etwas widerborstigen Fachbegriff hängenbleibt, sollte man kurz innehalten und hinterfragen, ob die so verlockend naheliegend scheinende Übersetzung im Zusammenhang auch Sinn ergibt. Und im Zweifelsfall empfiehlt es sich, ein wenig Zeit in Recherche zu investieren, denn an einem einzigen falsch übersetzten Fachausdruck kann ein ganzer Text scheitern.

Ich hoffe, diese Überlegungen erweisen sich als hilfreich oder anregend – und Kommentare sind mir natürlich sehr willkommen.

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