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Hallo, ich heiße Oliver und bin ein Language Specialist für das Gengo-Sprachenpaar EN-DE. Ich möchte über die nächsten Monate in lockerer Folge auf Dinge eingehen, die mir bei GoCheck-Überprüfungen auffallen. Ich hoffe, damit Anregungen und Hilfestellungen bieten zu können.

In meinem ersten Artikel ging es um einige grundsätzliche Aspekte des Übersetzens, im zweiten um die große Bedeutung kleiner Details und im dritten um das korrekte Erfassen des Sinns von Formulierungen, während sich der vierte Teil der Zeichensetzung widmete. Dieser fünfte Beitrag nun befasst sich mit einigen der Stolperfallen, die sich gelegentlich aus der engen Verwandtschaft des Deutschen mit dem Englischen ergeben.

Wollte man eine Analogie für die Verbindung finden, die zwischen den beiden Sprachen besteht, könnte man sagen, sie sind Geschwister, die sich einmal sehr nah standen, nun aber schon eine ganze Weile ihre eigenen Wege gehen und sich merklich auseinandergelebt haben. Ihre gemeinsame Mutter war das Altsächsische, das im 5. Jahrhundert mit Eroberern aus dem heutigen Norddeutschland nach England gelangte. Und obwohl das Englische nach 1066 durch die Normannen viele Einflüsse des Französischen aufnahm, wirkte sein Ursprung erstaunlich lange nach – bis ins frühe 16. Jahrhundert kamen englische, deutsche und flämische Kaufleute untereinander ohne Dolmetscher aus. Selbst heute noch fällt es besonders Norddeutschen leicht, Zugang zum Englischen zu finden. Die Verwandtschaft der beiden Sprachen macht sich vom Wortschatz bis hin zum Satzbau auf viele Arten bemerkbar.

Für einen Übersetzer, dessen Muttersprache Deutsch ist, bedeutet das natürlich einen Vorteil, denn durch die unterschwellige Vertrautheit findet er sich mitunter leichter und intuitiver in den Strukturen des Englischen zurecht als jemand, der beispielsweise auf die Mechanismen einer romanischen oder außereuropäischen Sprache konditioniert ist. Aber zugleich lauert darin das Risiko, dass man sich wider besseres Wissen unbewusst auf heimatlichem Sprachterrain wähnt und sich dadurch zu einer allzu direkten Ansatz bei der Übersetzung verführen lässt. (Dieser Effekt bot schon Material für so manche Witze. Englische Kellnerin: "What will it be, sir?" – Deutscher Tourist: "I become a beefsteak." – Englische Kellnerin: "Fascinating. Would you mind me watching you?")

Einige Beispiele hierfür:

EN-Ausgangstext: Instagram attempted to replicate that, but they were not able to master the algorithms.
DE-Übersetzung: Instagram versuche, dies zu replizieren, aber sie waren nicht in der Lage, die Algorithmen zu meistern.
Korrektur: Instagram versuchte, dies zu replizieren, war aber nicht in der Lage, die Algorithmen zu meistern.

Im Englischen werden Organisationen oft als Plural behandelt, die sprachlichen Konventionen betonen, dass eine Gruppe aus Einzelpersonen besteht; so heißt es etwa: "The police are here." Im Deutschen hingegen werden Organisationen üblicherweise als geschlossene Einheit betrachtet, entsprechend ist ihnen der Singular zugeordnet: "Die Polizei ist da." Der Plural, der in einem solchen Kontext trügerisch vertraut und richtig klingen kann, gerät sehr leicht in eine deutsche Übersetzung, bleibt aber ein Fehler.

EN-Ausgangstext: On a scale from 1 to 6, how would your rate your purchase?
DE-Übersetzung: Auf einer Skala von 1 bis 6, wie würden Sie Ihren Kauf bewerten?
Korrektur: Wie würden Sie Ihren Kauf auf einer Skala von 1 bis 6 bewerten?

Auch der Satzbau kann rasch unter den Einfluss der "gefühlten Vertrautheit" gelangen. Doch die beiläufige direkte Übernahme der englischen Satzstruktur, die in vielen Fällen ja tatsächlich funktioniert, kann unbemerkt Fehlgebilde hervorbringen. Zumindest aber ist in diesem Beispiel trotz der inkorrekten Satzkonstruktion die Verständlichkeit nicht beeinträchtigt – was ein weiterer Nebeneffekt der Sprachverwandtschaft ist.

Aber man kann sich keineswegs darauf verlassen, dass die ererbten Verbindungen zwischen dem Deutschen und dem Englischen nur zu grammatikalischen, syntaktischen oder stilistischen Fehlern verlocken, während inhaltlich kein Anlass zur Sorge besteht. Das zeigt sich hier:

EN-Ausgangstext: At this point, it is impossible to display the product ratings.
DE-Übersetzung: An dieser Stelle ist es nicht möglich, die Produktbewertungen anzuzeigen.
Korrektur: Gegenwärtig ist es nicht möglich, die Produktbewertungen anzuzeigen.

Hier verursachte die direkte Übersetzung einen inhaltlichen Fehler, da "at this point" in diesem Zusammenhang keine örtliche, sondern eine zeitliche Lokalisierung ausdrückt. Das Gefühl, auf sprachlich eng verwandtem Gebiet unterwegs zu sein, kann leicht zu wörtlichen Übersetzungen von Formulierungen und Sprachfiguren verleiten.

Viel ist nicht erforderlich, um solche und ähnliche Fehler zu vermeiden. Man muss sich eigentlich nur gelegentlich in Erinnerung rufen, dass Deutsch und Englisch bei allen Ähnlichkeiten verschiedener sind, als man denkt – und meist gerade dort, wo man es am wenigsten vermutet. Zwar verfügt man als Deutschsprachiger beim Übersetzen aus dem Englischen über einen Bonus, der einiges leichter macht … aber einen Übersetzer auch auf Abwege führen kann.

Ich hoffe, diese Überlegungen erweisen sich als hilfreich oder anregend – und Kommentare sind mir natürlich sehr willkommen.

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