Ich wollte das eigentlich in einem älteren Strang posten, der sich mit dem selben Thema befasst hat, aber musste feststellen, dass dieser wohl geschlossen wurde. Der Titel sagt eigentlich alles. Ich habe nun zum dritten (oder vierten?) Mal versucht, den Pro-Test im Sprachenpaar Englisch-Deutsch zu bestehen und bin leider schon wieder bei allen drei Versuchen durchgefallen.
Während ich bei meinen ersten zwei Versuchen zwar schon festgestellt hatte, dass die Auswertung der Tests sehr strikt und penibel ist, hatte mich das nie frustriert, denn die Qualität meiner Übersetzungen war zu dieser Zeit wirklich noch unzureichend und die Kritik, die ich erhalten habe, war in der Regel berechtigt. Bei zwei meiner drei letzten Versuche war das aber – meinem Empfinden nach – nicht der Fall.
Ich werde mich sehr bemühen, nichts über den Inhalt der Tests in meinem Post zu verraten, aber hier ist die bizarste Kritik, die ich je erhalten habe:
"Die von Ihnen eingereichte Übersetzung liest sich zwar sehr flüssig, beinhaltet aber gleichzeitig auch eine den Text durchziehende Schwäche aufgrund einer zu literalen Wortwahl und Satzstruktur. Leider können wir deshalb den Test nicht als bestanden betrachten."
Wie in aller Welt kann sich ein Text flüssig lesen, wenn die Wortwahl und Satzstruktur zu literal ist? Beziehungsweise, wieso sollte eine literale Wortwahl und Satzstruktur problematisch sein, wenn der Text sich doch sehr flüssig liest? Bei den Tests weiß man doch sowieso nie, wie viel kreative Schreibfreiheit man hat und "Translator Notes" sind auch nicht erlaubt.
Meine letzte Bewertung kam (vor wenigen Stunden) mit einem Hinweis auf zwei Fehler zurück. Der erste war ein berechtigter Kommafehler, würde alleine, soweit ich weiß, aber kein Durchfallen begründen. Der zweite Hinweis war, dass ich das englische Wort "Show" mit identischer Bedeutung wie im Ausgangstext in die Übersetzung übertragen habe – gemeint war eine Fernsehsendung. Das hätte ich nicht machen sollen, da das Wort "Show" im Deutschen eine andere Bedeutung hätte. Das stimmt zwar laut Duden, aber im allgemeinen Sprachgebrauch ist es (wie bei vielen Anglizismen, die vom Duden nicht berücksichtigt werden) so üblich, auch Fernsehsendungen / Serien als "Shows" zu bezeichnen, dass ich es doch sehr penibel finde, aus so einer semantischen Nuance einen kritischen Fehler zu machen.
Besonders frustrierend ist, dass ich vor kurzer Zeit die IoLET-Prüfung bestanden habe und somit auch Diplomübersetzer bin, aber anscheinend noch immer nicht die Gengo-Tests schaffen kann. Ich habe für die Plattform früher sehr gerne gearbeitet, aber bin inzwischen definitiv über das Standard-Segment hinausgewachsen, ohne dass ich auf Pro aufsteigen kann. Standard-Jobs mache ich einfach nicht mehr, weil die Bezahlung zu niedrig ist.
Haben andere Übersetzer ähnliche Gefühle? Ist es möglich, eine kleine Rückmeldung von den Senior Translators zu bekommen? Vielleicht kann eine produktive Diskussion zustande kommen. :)
4件のコメント
Gengo hat bestimmt einfach genug Pro-Übersetzer in dem Sprachpaar. Mir ging es auch so ähnlich wie dir und ich kann den Test auch seit Monaten nicht wiederholen. So ist es eben. Ärgere dich nicht und schau dich einfach nach etwas anderem um, wenn du (verständlicherweise) nicht zufrieden bist :-)
Dass sie einfach zu viele Pro-Übersetzer haben, dachte ich mir auch fast schon. Aber ich will den STs hier keine Hintergedanken vorwerfen oder die Schuld von mir selbst abweisen. Ich bin mit 3 Jahren Berufserfahrung schon ziemlich erfolgreich bei anderen Agenturen beschäftigt, meine Gengo-Misserfolge sind jetzt kein Schicksalsschlag. Aber das ominöse Feedback verstehe ich einfach wirklich nicht, oder wieso ein Anglizismus, der in diesem Kontext keine Missverständnisse und Ambiguitäten zulässt, ein so schwerwiegender Fehler sein soll. Das wirkt schon etwas willkürlich.
Da käme es jetzt auf den genauen Zusammenhang an, der hier aber ja nicht genannt werden darf. Eine Show müsste schon Show-Charakter haben, z. B. von einem Moderator geleitet werden. Eine Fernsehsendung generell oder gar eine Serie ist im Deutschen damit meiner Meinung nach nicht treffend beschrieben. Letzteres wäre im Grunde ein Falscher Freund, da "Show" als Anglizismus bei uns eben schon mit einer Bedeutung besetzt ist. Wenn der Text also nicht krampfhaft versucht, modern zu klingen, und es nicht auf jeden Buchstaben ankommt, würde ich hier keine unnötigen Experimente wagen, insbesondere in einem Test. Andernfalls würde ich je nach Kontext als Prüfer eher Unwissenheit oder Gedankenlosigkeit als eine bewusste Entscheidung vermuten. (Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich prüfe weder hier noch sonstwo und möchte nichts unterstellen.)
Durchaus nachvollziehen kann ich dagegen deine Verwirrung bezüglich der zitierten Kritik. Ich kann hier nur vermuten, dass etwas Nettes vorausgeschickt werden sollte, um der Kritik die Schärfe zu nehmen. Um das Lob mit dem restlichen Satz in Einklang zu bringen, würde ich es so interpretieren, dass du dich klar verständlich ausdrückst. Letztendlich muss ich hier aber auch raten und würde dann auch durchaus noch einmal nachhaken (ohne allerdings eine Korrektur der Bewertung zu erwarten, dafür ist die folgende Kritik zu schwerwiegend).
Bei der "Show" Sache ist das wohl eine Frage des Sprachgefühls, bzw. dessen, wie liberal man mit Anglizismen umgeht. Das "richtige" Wort wäre Serie gewesen, ja. Allerdings ließ der Kontext absolut keine Missverständnisse zu und das Wort war nicht alleinstehend, sondern Teil eines Kompositums (wirklich sehr stark in den Kontext eingebunden). Ich habe es nicht als Experiment verwendet, sondern weil es sich für mich natürlich angehört hat. Sprachgefühl eben. Wir sagen ja auch alle sehr gerne "Song" anstatt "Lied", obwohl das meines Wissens nicht lexikalisch standardisiert ist.
Aber gut, damit alleine kann ich mich ja abfinden (obwohl ich nicht einverstanden bin). Die zitierte Kritik (die sich auf einen anderen Test/Versuch bezogen hat) ist hingegen sehr fragwürdig.